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Wie kann Sprache unsere Denkweise prĂ€gen? Denken wir auf eine bestimmte Art und Weise, weil die Sprache uns dazu verleitet? Anders gesagt: Beeinflusst unser “wie wir sprechen” unser “wie wir denken”?
Auf der ganzen Welt werden unzĂ€hlige Sprachen gesprochen, die sich in der Aussprache und Struktur, im Klang und Wortschatz unterscheiden. Es bleibt dennoch immer faszinierend zu beobachten, wie eine Sprache unser Denken sowie VerstĂ€ndnis der Welt, unserer Mitmenschen und uns selbst prĂ€gen kann. Die im Italienischen weibliche “luna” đ verkörpert fĂŒr einen Italiener die Weiblichkeit schlechthin. Es ist einfach ganz schwer fĂŒr einen Italiener, sich mit dem deutschen mĂ€nnlichen “Mond” anzufreunden.
Vielleicht kennen Sie den Sonnengesang von Franz von Assisi “Bruder Sonne, Schwester Mond“: Im italienischen Original lautet der Sonnengesang “Fratello sole, sorella luna”. Der mĂ€nnliche “sole” wird von Franz von Assisi als “fratello” (“Bruder”) und die weibliche “luna” als “sorella” (“Schwester”) bezeichnet und gelobt. Dahinter verbirgt sich die grammatikalische Logik vom italienischen Geschlecht der Begriffe “sole” (mĂ€nnlich = Bruder) und “luna” (weiblich = Schwester).
Die AusdrĂŒcke “Bruder Sonne” und “Schwester Mond” hören sich fĂŒr deutsche Ohren befremdlich an: Sollte ein*e gute*r Ăbersetzer*in die Bezeichnungen “Bruder” und “Schwester” etwa lokalisieren und daraus “Schwester Sonne, Bruder Mond” machen? Assoziieren Deutschsprachige mit dem Mond đ eine mĂ€nnliche âïž und mit der Sonne âïž eine weibliche âïž Komponente? Mit dieser unbeantworteten Frage mĂŒssen wir uns geschlagen geben. Tatsache ist, eine wortwörtliche und analog zu der Ausgangssprache geschlechtsgenaue Ăbersetzung wurde bevorzugt, sodass BĂŒcher und Filme mit dem Titel “Bruder Sonne, Schwester Mond” zu erwerben sind. Es lebe die falsche Lokalisierung đ
Eine amerikanische Kognitionswissenschaftlerin sagt bezĂŒglich der sprachlichen Vielfalt:
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âDas Schöne an der sprachlichen Vielfalt ist, dass sie uns zeigt, wie einfallsreich und flexibel der menschliche Geist ist.â
Der menschliche Geist schöpft die Sprache. Die Sprache prÀgt und formt wiederum den menschlichen Geist. Die Sprache erfindet und erklÀrt die RealitÀt, genauso wie sich die RealitÀt in der Sprache widerspiegelt:
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Du bist, was Du sagt.
Du sagst, was Du bist.
Du denkst vielseitiger, wenn Du mehrere Sprachen sprichst.
Bei dieser stetigen Wechselwirkung zwischen Sprache â Denkweise jonglieren Ăbersetzerinnen und Ăbersetzer mit Wörtern und Begriffen, Gedanken und Bedeutungen, die sich nicht immer leicht und sofort erschlieĂen lassen. Ăbersetzerinnen und Ăbersetzer lesen nicht nur “zwischen den Zeilen“, sondern auch “hinter den Begriffen“, die zunĂ€chst nur in den Köpfen der Menschen existieren und durch die Sprache “ihren Gang in die AuĂenwelt finden”.
Wir denken, also wir sprechen. Wir sprechen, also wir erschaffen Dinge in der AuĂenwelt. Wir sprechen in einer bestimmten Art und Weise, also wir denken in einer bestimmten Art und Weise.
Abstrakte Begriffe wie “Liebe”, “SolidaritĂ€t” oder noch “Freiheit” existieren zwar nur in unserem Kopf und können mit unseren HĂ€nden nicht angefasst werden, jedoch gibt es diese wirklich â sie sind real und davon braucht unsere Welt auch eine ganze Menge. Faszinierend und spannend bleibt die Frage, wie jeder Mensch, der “seine eigene Sprache” spricht und seinen ganz persönlichen “HauptschlĂŒssel” zur Interpretation und Wahrnehmung der AuĂenwelt besitzt, solche abstrakte Begriffe wahrnimmt, beschreibt und auslebt.
Der Begriff von “Freiheit” im Sinne von “Waffenfreiheit” im folgenden Satz >>US-Waffengesetze: Wo Freiheit bedeutet, eine Waffe tragen zu dĂŒrfen<< ist nicht gleichzusetzen mit dem VerstĂ€ndnis von “Freiheit”, das ein Sklave im Zusammenhang mit der Sklaverei in der zweiten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts hatte. Jeder Begriff erfordert den richtigen Zusammenhang in zeitlicher Hinsicht. Anders gesagt: Was ich jetzt sage, war frĂŒher u.U. anders gemeint, beleidigend, (noch) nicht so bekannt, anders aussehend oder kennzeichnend fĂŒr völlig etwas Anderes. Kurzum: Die Menschen als Sklaven im 19. Jahrhundert haben sich unter dem Begriff “Freiheit” ganz etwas Anderes als wir in unserem Jahrhundert vorgestellt.
HierfĂŒr ist der umgangssprachliche, italienische Begriff “casino“ ein ganz passendes Beispiel fĂŒr Begriffe im Zeitwandel. “casino” heiĂt heutzutage soviel wie “Durcheinander”, “Theater”, “Chaos”, “Zirkus”, “LĂ€rm” u.v.m. In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts hieĂ jedoch “casino” in Italien nichts Anderes als “Bordell“, “Freudenhaus” und war ein vulgĂ€rer und unaussprechlicher Begriff fĂŒr die “anstĂ€ndigen Sprecher*innen” jener Zeit.
Begriffe sind wie Mode: ihre “HĂŒlle” Ă€ndert sich, um in zwanzig oder dreiĂig Jahren spĂ€ter wieder trendig oder beliebt zu sein, sieht aber doch ein wenig anders aus. Und mit der “HĂŒlle” verĂ€ndert sich gleich auch der “Inhalt” manchmal. Es kann dabei zu einer Bedeutungsverschiebung (“casino” im Sinne von “Bordell” â “casino” im Sinne von “Chaos”) kommen. Die Sprache kann sich dem stetigen Zeitwandel einfach nicht entziehen. Begriffe und somit die Sprache ĂŒberdauern die Zeit nicht unbeschadet: Sie Ă€ndern sich mit ihr. Manche Sprachen mitsamt Begriffen sterben aus. In dem Fall spricht man/frau von “toten Sprachen” wie etwa Latein oder Altgriechisch.
Italienisch und Deutsch sind zum GlĂŒck noch “lebende Sprachen“, die vom Aussterben noch nicht bedroht sind. [it-sprachvermittler.de] â Ihr Italienisch-Ăbersetzer des “Vertrauens” in MĂŒnchen â kann mit beiden lebenden Sprachen souverĂ€n umgehen đ
Egal, ob Sie z.B. die beglaubigte Ăbersetzung Ihres EhefĂ€higkeitszeugnisses oder Ihrer Approbationsurkunde benötigen: Als öffentlich bestellter und allgemein beeidigter Ăbersetzer fĂŒr die italienische Sprache am Landgericht MĂŒnchen I kann [it-sprachvermittler.de] oder [traduttore giurato.de] eine amtlich anerkannte Ăbersetzung aus dem Deutschen ins Italienische oder aus dem Italienischen ins Deutsche fĂŒr Sie anfertigen.